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Olympia in Innsbruck bleibt unvergessen
Mylau. Der Klassiker von Udo Jürgens kommt einem im Gespräch mit Ute Zillmann unweigerlich in den Sinn. Im September wird die Mylauerin 66 Jahre alt. Ans Aufhören denkt die Eisschnellläuferin noch lange nicht. Nur in einem Bereich will sie bald kürzer treten. "Ich gebe Ende September meine Praxis ab und freue mich sehr, dass ich einen Nachfolger habe", erzählt Ute Zillmann, die in Reichenbach und Mylau als engagierte Allgemeinmedizinerin bekannt ist. Die Schlittschuhe hingegen werden noch nicht an den Nagel gehängt, ganz im Gegenteil: "Vielleicht habe ich in Zukunft ja auch ein bisschen mehr Zeit für den Sport."
Seit Beginn der Wahl zu den gesamtvogtländischen Sportlern des Jahres ist Ute Zillmann fast jedes Jahr eine mögliche Kandidatin gewesen. Bei der ersten Umfrage 1997 belegte sie gleich Rang 2. Die Erfolge als Eisschnellläuferin bei den Masters sind zahlreich: Neben mehreren Weltmeistertiteln stehen eine ganze Reihe von Silber- und Bronzemedaillen zu Buche. Die vorerst letzten kamen im Januar 2020 hinzu. Bei den Winter World Masters Games - einer Art Olympische Spiele für Seniorensportler - in Innsbruck lief sie je zweimal auf Rang 2 und 3. Der Wettkampf in Österreich war für die Vogtländerin auch eine Rückkehr an einen besonderen Ort. Auf der Eisbahn in Innsbruck hatte sie 1976 als 20-Jährige an den Olympischen Winterspielen teilgenommen. Unter ihrem Mädchenname Dix reichte es damals zwar nicht für vordere Platzierungen, allein das Dabeisein zählt sie aber noch heute zu ihren größten sportlichen Erfolgen.
Dass sie mehr als vier Jahrzehnte später bei den Masters aktiv ist, hängt ein Stück weit mit ihren drei Kindern zusammen. Mit der politischen Wende in der DDR zog Ute Zillmann mit Ehemann Peter und den drei gemeinsamen Kindern zurück in ihre Heimat im Vogtland. Benjamin, Karoline und Stefanie fanden dort alle den Weg zum TSV Vorwärts Mylau, die beiden Mädchen wurden im Nachwuchs sogar Deutsche Meisterinnen. "Ich hatte meine alten Schlittschuhe damals ja noch im Schrank und das Eislaufen nicht verlernt. Also bin ich irgendwann mit aufs Eis. Als mir jemand von den Senioren-Wettkämpfen erzählt hat, habe ich zwar erst ein wenig überlegt, aber dann einfach mal mitgemacht", erinnert sich Ute Zillmann. Bei ihrer ersten WM-Teilnahme im Januar 1997 in Berlin sicherte sich die Mylauerin gleich den Titel. Seitdem ist sie dem Sport bis heute treu geblieben: "Die Konkurrenz hat sich über die Jahre gut entwickelt, man trifft immer wieder die gleichen Leute. Unterm Strich macht es einfach Spaß."
Die Freude an ihrem Sport hat sich die 65-Jährige auch von der langen Coronapause nicht nehmen lassen. Seit dem Wettkampf vor anderthalb Jahren in Innsbruck kam fast nichts mehr hinzu. Im vergangenen Winter war Ute Zillmann nicht einmal zum Training auf einer Großbahn. Jetzt hofft sie, dass es in den kommenden Monaten besser läuft. Bis es so weit ist, bleibt ihr immerhin das Training auf der Rollbahn.
Ute Zillmann
Alter: 65 Jahre
Beruf: Allgemeinmedizinerin
Verein: TSV Vorwärts Mylau
Größte sportliche Erfolge: 1997, 1999, 2002 und 2011 Mehrkampfweltmeisterin der Masters, fünfmal Vizeweltmeisterin im Mehrkampf sowie dreimal im Sprint-Mehrkampf der Masters, drei Bronzemedaillen bei Mehrkampf-Weltmeisterschaften der Masters, Platz 5 bei der Junioren-Weltmeisterschaft 1975 im Mehrkampf, Olympiateilnehmerin 1976 in Innsbruck
Platzierungen bei der Sportlerumfrage: Zweite 1996 und 1998, Dritte 1999, 2001 und 2011
Quelle: Freie Presse