Stehaufmännchen wirft nichts um

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Markneukirchen. Das Leben gleicht oft einer Achterbahnfahrt - mal himmelhochjauchzend, mal zu Tode betrübt. Die Verantwortlichen des AV Germania Markneukirchen können ein Lied davon singen. Der Brand der Ringerhalle Ende April, der in kurzer Zeit zerstörte, was hunderte fleißige Hände über zehn Jahre in tausenden Arbeitsstunden aufgebaut hatten, wird sicherlich als einer der Tiefpunkte in die Vereinsgeschichte eingehen.

Aber Germania wäre nicht Germania, würde der 220 Mitglieder starke Club nicht trotz aller Probleme nach vorne schauen und mit einer großen Portion Optimismus den Neuaufbau in Angriff nehmen. "Wir haben einen riesigen Zuspruch von Privatpersonen, Vereinen und Firmen erlebt", so Vereinsvorsitzender Jens Berndt, der Germania seit 2012 führt. "Es wird bei uns wieder trainiert, die Vorbereitung der Männer auf die neue Erstligasaison läuft, wobei wir uns besonders auf die Derbys gegen Aue und Greiz freuen. Voraussagen sind diesmal besonders schwierig, wir müssen von Fall zu Fall sehen, was die anderen Vereine auf die Matte bringen." Die positive Stimmung ist um so erfreulicher, da der Verein eine große Tradition fortzusetzen hat. Bereits 1862 wurde die Turngemeinde Markneukirchen als Vorgänger aus der Taufe gehoben. 1896 gründete einige von deren Mitgliedern den Kraftsportverein Germania. Auch zwei Weltkriege konnten Germania nicht den Garaus machen. 1947 begannen die Schwerathleten wieder mit dem Sporttreiben, mit Beginn der fünfziger Jahre kam ein regelmäßiger Wettkampfbetrieb zustande.

Markneukirchen schaffte es bis in die DDR-Liga, wurde zu Beginn der siebziger Jahre zum Trainingszentrum. In den achtziger Jahren feierte die erste Männermannschaft den Aufstieg in die DDR-Oberliga. "Auch da waren wir schon gut, mehr konntest du als kleiner Verein ja gar nicht erreichen", erinnert sich Berndt. "1986 waren wir Dritter in der Oberliga, das war Wahnsinn."

Die Wende im Herbst 1989 machte den Übergang zur sportlichen Marktwirtschaft notwendig. 1993 wurden die Germania-Ringer Sachsenmeister, ein Jahr später folgte der Aufstieg in die 2. Bundesliga. Und auch da fand der Höhenflug kein Ende. Unbesiegt marschierten die Obervogtländer 1998 in die 1. Bundesliga, wo sie auf Anhieb Platz 3 belegten. In der höchsten deutschen Liga gelangen mehrere Staffelsiege, 1999 scheiterte man erst im Halbfinale an Schifferstadt.

Doch Germania übernahm sich finanziell: Im Juli 2005 musste der Verein Insolvenz anmelden und in der Regionalliga neu anfangen. 2006 war man schon wieder in der 2. Bundesliga, 2009 in der Eliteklasse, aus der Markneukirchen aber gleich wieder abstieg. Von da an war Germania in der 2. Bundesliga beziehungsweise Regionalliga aktiv, bis voriges Jahr erneut der Sprung ins Oberhaus gelang. "Alles in allem ist es mehr als bemerkenswert, was unser vergleichsweise kleiner obervogtländischer Verein so geleistet hat", sagt Jens Berndt, der dort seit 48 Jahren Mitglied ist.

AV Germania Markneukirchen

Gegründet: Anfänge 1862 mit Gründung der Turngemeinde, 1893 Bildung des Männerturnvereins, 17. Oktober 1896 Gründung des Kraftsportvereins Germania

Größte sportliche Erfolge: 1993 und 1994 Sachsenmeister, 1994 Aufstieg zur 2. Bundesliga, 1997 2. Platz in der 2. Bundesliga, 1998 Aufstieg in die 1. Bundesliga, 1999 3. Platz in der 1. Bundesliga, Sieger der Bundesliga-Nordstaffel 2000, 2001, 2002 und 2004. 2009 und 2020 Wiederaufstieg in die 1. Bundesliga

Platzierungen bei der Sportlerumfrage: Sieger 2000, Zweiter 1997, 1998, 2001, 2002, Dritter 1999

Quelle: Freie Presse

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