Sportverein: „Geschützter Raum für Kinder und Jugendliche“

Kreissportbund Vogtland ruft Vereine zum präventiven Schutz vor Missbrauch auf! Mit seiner neuen Sportförderrichtlinie und einem „Kinder-Schutz-Zertifikat“ ist der Vogtlandkreis Vorreiter in Sachsen.
Ulrich Riedel sprach darüber mit Michael Degenkolb, Geschäftsführer im Kreissportbund Vogtland (KSB).

Freie Presse: Was hält der Kreissportbund von der geänderten Sportförderrichtlinie?

Michael Degenkolb: Der Kreissportbund Vogtland bewertet die überarbeitete Richtlinie als äußerst positiv, als ein starkes Signal und im Sinne des gesellschaftlichen Auftrages des Sports und der Sportvereine. Der KSB ist Ansprechpartner und Dienstleister bei der Antragstellung und Verwendungsnachweisführung. In den letzten Jahren gab es immer wieder Novellierungen und Anpassungen bei Anträgen und Abrechnungen.

Ist diese Richtlinie praktikabel, hilfreich und umsetzbar?

Für die Sportvereine stellt die Sportförderrichtlinie eine nachvollziehbare und transparente Förderquelle für den Trainings- und Wettkampfbetrieb dar. Vor allem die pauschale Bezuschussung der Vereinsarbeit sowie für alle ehrenamtlich tätigen Trainer/Übungsleiter im Kinder- und Jugendbereich. Das ist konstante finanzielle Unterstützung durch den Landkreis. Größte Ergänzung ist die Aufnahme der Sonderpauschale „Kinder- und Jugendschutz“.

Welche Bedeutung hat der stärkere Schutz der Kinder?

Die Sportjugend im KSB Vogtland stellt mit über 10.000 Kindern und Jugendlichen in den über 350 Sportvereinen den größten Jugendverband im Vogtlandkreis. Ein Drittel der Gesamtmitglieder in den vogtländischen Sportvereinen sind Mädchen und Jungen unter 18 Jahren. Diese Altersgruppe bedarf eines besonderen präventiven Schutzes. Sportvereine, die sich dem Thema mit einem stufenweisen Qualifikationsprozess widmen und dazu bekennen, haben ab 2023 die Möglichkeit, zusätzliche Fördermittel (zzgl. der Grundpauschale) zu beantragen.

Sind Ihnen Missbrauchsfälle in Sportvereinen des Vogtlandkreises bekannt?

Generell haben die Sportvereine diesbezüglich keine Meldepflicht gegenüber dem KSB. Wir können deshalb keine Statistik über eventuelle Missbrauchsfälle führen und auch keine Zahlen liefern. Dennoch ist es aus unserer Sicht wichtig, mit Hilfe präventiver Maßnahmen Sportvereine für Kinder und Jugendliche als geschützte Räume zu erhalten. Die Sonderpauschale im Rahmen der Sportförderrichtlinie ist dafür ein geeignetes Instrument.

Was tut der KSB Vogtland, um die Vereine der Region zur Umsetzung der aufgezeigten Möglichkeiten zu bewegen?

Kinderschutz ist ein wichtiges Themenfeld, das als Querschnittsaufgabe zu betrachten ist. Es ist das Ziel, eine gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen jederzeit zu gewährleisten und Vereine und Verbände als „sicheren Ort“ für jede Altersgruppe zu etablieren. „Prävention, statt Rehabilitation“: Unter diesem Motto setzt sich der KSB Vogtland bereits seit vielen Jahren für einen Kinder- und Jugendschutz ein.

Wie funktioniert das konkret?

Das Thema Kinderschutz baut auf Präventionsbausteinen auf: Benennung von Ansprechpersonen im Verein, Kinderschutz im Ehrenkodex und Übungsleitervertrag, Umgang mit dem erweiterten polizeilichen Führungszeugnis und Kinderschutz in Satzung und Jugendordnung verankern. Auf dieser Grundlage hat die Sportjugend ein fundiertes und mit dem Jugendamt abgesprochenes Kinder-Schutz-Zertifikat für die Vereine erarbeitet.

Der zuständige Sportausschuss des Vogtlandkreises spricht von einer Vorreiterrolle.

Der Vogtlandkreis ist Vorreiter in Sachsen und setzt hierbei Maßstäbe im Bereich des Kinder- und Jugendschutzes im organisierten Sport. Die Landkreisverwaltung hat auf Grundlage intensiver Arbeitsgespräche die Maßnahme in die neue Sportförderrichtline eingearbeitet und einen zusätzlichen finanziellen Anreiz für die Vereine geschaffen.

Laut Protokoll der Sitzung des Ausschusses Bildung, Kultur und Sport vom 15. März hat kein Vertreter des KSB teilgenommen. Warum?

Aus Termingründen war es uns leider nicht möglich, bei der Sitzung am 15. März 2022 anwesend zu sein. Dennoch erfolgte im Vorfeld und zur Vorbereitung zwischen dem Kreissportbund und dem Sachgebiet Sport im Landratsamt ein intensiver Arbeitsaustausch.