Landratsamt Vogtlandkreis und Kreissportbund Vogtland stellen Weichen im Kinderschutz neu

Der KSV Pausa ist der erste sächsische Verein, der ein Zertifikat für besonders verantwortungsbewusste Jugendarbeit bekommen hat. Ein Dreigestirn brachte den Ball bei einem Thema ins Rollen, an dem sich vorher schon einige die Zähne ausbissen.

Plauen - Sport tut gut – da ist sich jeder einig. Also machen sich viele Eltern Gedanken, wie man die überschüssige Energie und die Interessen des Kindes effektiv nutzen kann. Schnell kommt dann die Idee, dass ein geregelter Sportbetrieb in einem Verein genau das Richtige sei. Doch Eltern haben dabei vieles zu bedenken. Und eine Frage sollte sich jedes Elternteil auch stellen: „Ist mein Kind dort gut aufgehoben?“ Ein berechtigte Frage, da man sein Kind in die Obhut von Trainern und Übungsleitern gibt. Das beschäftigte auch Kay Burmeister, Vorstandsvorsitzender der Sportjugend Vogtland. „Wir wollten unsere Tochter beim Sport anmelden. Aus Sicht eines Vaters kommen dann natürlich auch Gedanken an sexuelle Gewalt und dergleichen. Deswegen habe ich die Frage aufgeworfen, ob die Vereine solche Themen auf der Agenda haben.“ Aus dieser Frage entstand eine Idee, die am Dienstagabend darin mündete, dass Burmeister dem KSV Pausa das erste Kinderschutz-Zertifikat in Sachsen überreichen konnte. „Ich bin stolz wie Bolle“, verkündete Burmeister, dass sich aus einer Idee etwas Handfestes entwickelt hat.

Das Siegel soll ein Qualitätsmerkmal für Vereine sein – und ein Fingerzeig, dass die Kinder und Jugendlichen in dieser Gemeinschaft in sicheren Händen sind. „Es ist ein guter Tag und ein sehr, sehr positiver für die Kinder, die im Vogtland Sport treiben. Das Ganze ist ein sehr heißes und schweres Thema, das große Probleme und Hürden mit sich bringt. Aber dank des konzeptionellen Ansatzes und der guten und engen Zusammenarbeit haben wir Lösungen gefunden“, freute sich Jan Rodewald von der Stabsstelle Sport im Landratsamt.

„Ein positiver Tag für die Kinder, die im Vogtland Sport treiben.“ Jan Rodewald Stabsstelle Sport im Landratsamt

Die Zusammenarbeit besteht aus drei Protagonisten. Zum einen dem Kreissportbund Vogtland, der mit seiner Sportjugend Initiator war. Zum anderen das Landratsamt, das eine Förderung auf die Beine stellte, um einen finanziellen Anreiz zu schaffen, der den Dritten im Bunde – die Vereine – dazu bringen sollte, das Zertifikat in Angriff zu nehmen. „Mit 11.242 Kindern und Jugendlichen in den vogtländischen Vereinen stellen wir im Vergleich mit den anderen Landkreisen sachsenweit die höchste Prozentzahl an unter 18-Jährigen. Darauf sind wir sehr stolz und zeigt, dass sich um die Jugend gekümmert werden muss“, so KSB-Präsident Steffen Fugmann.

Sexuelle, aber auch körperliche Gewalt in Sportvereinen ist ein unangenehmes Thema. Zwar würden 90 Prozent solcher Fälle im häuslichen Bereich stattfinden, aber: „Das Thema muss in Vereinen verankert werden. Es kann auch dort passieren. Dafür leisten wir diese Präventivarbeit“, erklärt Rodewald und lobt den KSV Pausa für dessen Umgang mit dem Thema. So sei der KSV seit vielen Jahren um den Schutz der Kinder bemüht. „Ihr wisst um die Verantwortung. Ihr seht und versteht euch als Anker für Kinder und Jugendliche“, sagte der Sportverantwortliche des Vogtlandkreises in seiner Laudatio und verwies darauf, dass ein Sportverein auch immer ein Rückzugsort für die Sporttreibenden sei, an dem sie geschützt werden müssen. Dementsprechend ist für Rodewald ein Verein auch ein Auffangort, an dem man über solche Probleme sprechen können sollte.

Das erste Zertifikat soll eine Initialzündung sein für andere Vereine. Der zweite Anwärter auf das Siegel steht bereits in den Startlöchern. Bis Ende März möchte auch der mitgliedstärkste Verein im Vogtland, die SG Jößnitz, alle Auflagen und Richtlinien erfüllt haben. „Einige andere Vereine haben bereits ihr Interesse bekundet“, fügt Michael Degenkolb, Geschäftsführer des Kreissportbundes, hinzu.

„Die Eltern müssen sehen, dass sich Vereine mit diesem Thema beschäftigen“, erklärt Burmeister. Dass im Vogtland etwas Großes entstanden ist, hat man auch auf weit höherer Ebene registriert. „Viele hatten sich diesem Thema angenommen. Aber hier wurde erstmals etwas Richtiges umgesetzt. Es stand immer die Frage im Raum, wie man Schulungen im Vereinsalltag etablieren kann. Hier wurde es jetzt geschafft und das wurde auch auf Landesebene wahrgenommen. Es freut mich, dass ihr den Anstoß gemacht habt“, lobte Hannes Günther vom Landessportbund Sachsen. Wie schwer es ist, einen Leitfaden für den Kinder- und Jugendschutz in einem Verein auf die Beine zu stellen, das wissen die Verantwortlichen des KSV Pausa, bei dem von den insgesamt 206 Mitgliedern 71 minderjährig sind. „Das war keine leichte Nummer. Aber wir sind stolz, dass wir als kleiner Verein jetzt eine Vorreiterrolle in Sachsen inne haben“, freute sich Ulrich Leithold, Vorsitzender des KSV Pausa.

Aufseiten der Verantwortlichen hofft man nun auf eine rege Beteiligung der anderen vogtländischen Vereine. Denn am Ende sollten sich Eltern keine Gedanken darüber machen müssen, dass im Sportverein etwas passieren könnte.

Quelle: Freie Presse/Von Clemens Zierold