Tränen bei Gala: „Eisprinzessin“ befreit sich von Kritik

Die Plätze in der Musikhalle in Markneukirchen waren am Samstagabend zur Ehrung der besten Sportler der Region restlos ausverkauft. Emotionale Reaktionen gab es bei den über 600 Anwesenden dabei nicht nur auf der Bühne zu sehen.

Wer bei der Vogtland-Sportgala 2024 in Markneukirchen am Samstagabend pünktlich um 19 Uhr auf seinem Platz saß, der kam beim fast vierstündigen Programm voll auf seine Kosten. Es wurde gelacht, geweint, gefeiert – einmal sogar gebuht – und angefeuert. Die 600 Gäste ließen ihren Emotionen sozusagen freien Lauf. Dazu lud die Veranstaltung aber auch ein.

Denn los ging es direkt mit einem Sketch von „Herrn Stanke“, der als Hausmeister erst einmal die Bühne gründlich reinigte, bevor die Moderatoren ihr Publikum begrüßen durften. Als er sich das Mikrofon aus einer weniger erratbaren Stelle zog, hatte er das Eis im Raum gebrochen. Durch den Abend führten mit der Olympia-Dritten im Eisschnelllauf von 1994 und mehrfachen Weltcupsiegerin Franziska Schenk und ihrem Kollege Ingo Hahne vom MDR keine Unbekannten.

Noch vor der ersten Ehrung, bei der 20 verdienstvolle Ehrenamtliche auf die Bühne gerufen wurden, nutzte der langjährige Auerbacher Oberbürgermeister Manfred Deckert seinen Auftritt für wichtige Worte. Während der Coronakrise hatte der Ex-Skispringer seine Siegertrophäe von der Vierschanzentournee (1982) versteigert, um damit Menschen und Firmen in Auerbach und Umgebung finanziell zu helfen. 120 anonyme Briefe mit je 500 Euro landeten dabei in den Briefkästen einiger Bürger. „Wenn man auf der Sonnenseite lebt, dann sollte man etwas Glück zurückgeben“, sagte der 63-Jährige, der später auch Cheermania Auerbach (2. Platz Mannschaft des Jahres 2023) 50 Euro für die WM Ende April spendete. „Wir lassen niemanden im Stich“, so Deckert. Auf die Frage, ob er selbst noch mal von einer Schanze springen würde, antwortet er mit Nein: „Das habe ich meiner Mutter versprochen.“

Angesteckt von den inspirierenden Worten, verstanden es die Zuschauer beim nächsten Programmpunkt etwas Extra-Lärm zu machen. Zwei noch sehr junge Turner des TV Falkenstein betraten die Bühne. Waren die beiden anfangs noch schüchtern und ängstlich, strahlten ihre Augen, als sie für ihre gezeigten Übungen im Bodenturnen lauten Beifall erhielten.

So hatte einst auch der „Herr der Ringe“ angefangen, Nick Klessing aus Rodewisch, der 2023 als Ersatzmann maßgeblich zur Qualifikation des deutschen Nationalteams für Olympia beigetragen hat und nun hofft, selbst in Paris dabei zu sein. Gemeinsam mit Eisschnellläuferin Lea-Sophie Scholz vom TSV Vorwärts Mylau empfing er die Nachwuchssportler des Jahres auf der Bühne.

Ehe es soweit war, kullerten – nicht nur – bei der „Eisprinzessin“ aber erst mal die Tränen. Sie erklärte, wieso ihre im Januar erkämpfte EM-Silbermedaille in der Mannschaftsverfolgung so eine große Bedeutung für sie hat: „Ich habe vor vier Jahren meine Mutter verloren. Vor dem Lauf habe ich mit meiner Teamkollegin darüber gesprochen, dass es der erste schöne Tag in Holland war und dass sie uns zusieht. Wir wollten ihr etwas bieten und das haben wir gemacht“, so die Sportlerin, der mit dieser Aussage ein Stein vom Herzen fiel, hatten sie für ihren emotionalen Ausbruch zur EM doch noch einige belächelt.

Die schweren Herzen besänftigen konnten dann die nächsten Show-Einlagen voller Handstandakrobatik und Breakdance, ehe der erste deutsche Weltmeister im Kugelstoßen, David Storl – der trotz hochschwangerer Frau anwesend war – und die Eisschnellläuferin des Jahrhunderts, Gunda Niemann-Stirne-mann (dreimalige Olympiasiegerin, 19-fache Weltmeisterin, 98 Weltcupsiege) die besten Sportler und Sportlerinnen kürten.

Einen langen Tag hatte auch Martin Männel, Torwart des FC Erzgebirge Aue, der mit über 500 Pflichtspielen eine „lebende Legende“ der Veilchen ist und auch am Nachmittag beim 2:1-Sieg gegen den SC Freiburg II noch auf dem Platz stand. Als er zum Abschluss des Abends auf die Bühne ging, begleiteten ihn auch einige leise Buhrufe. Der 35-Jährige nahm es sportlich und wünschte vor der Ehrung der besten Teams den Kollegen vom FSV Zwickau sogar noch viel Glück und „würde sich freuen, wenn man sich in der dritten Liga mal wieder sieht.“

Text: Laura Freimann/ Quelle: Freie Presse